Inhalt
In dieser Artikelserie zeige ich dir, wie Non-Profit-Organisationen Infografiken erstellen und nutzen können. Dieser Artikel gibt dir Tipps, wie du Daten für Infografiken findest und auswertest.
Übersicht über die Artikelserie
- Datenquellen für Infografiken finden
- 11 Tipps, um Daten zu finden & auszuwerten
- Design von Infografiken: Tipps für Nonprofits
- Farben für Infografiken
- Infografiken mit Piktochart
- Infografiken in Affinity Designer
- Infografiken mit Affinity Designer – Icons
- Infografiken in Affinity Designer – Icons variieren
- Infografiken in Affinity Designer – Mehr als Icons
- Infografiken in Affinity Designer – Diagramme
- Infografiken in Affinity Designer – Ressourcen und Tutorials
Los geht’s
Du bist (wahrscheinlich) kein Datenjournalist und kannst dich nicht stundenlang in die statistische Auswertung riesiger Datenmengen begeben. Für einfachere Infografiken brauchst du das auch nicht: Die Tipps in diesem Artikel helfen dir, schneller an interessantes Material für deine Infografiken zu kommen. Trotzdem ist für gute und verlässliche Infografiken Zeit, Genauigkeit und Recherche nötig.
Schnell zu spannenden Daten
1. Starte mit den Pressemitteilungen
Institutionen, die Daten erheben, veröffentlichen Pressemitteilungen. Außerdem analysieren andere Organisationen, wie die Bertelsmann Stiftung, die Daten, die z. B. die Arbeitsagentur erhebt. Sieh dir ihre Pressemitteilungen an, die sie zu Datenerhebungen zu deinen Themen veröffentlichen. Warum? Dort steht drin, was an den Daten interessant ist und du siehst schnell, welche Daten spannendes Material für deine Infografiken bieten.
Recherchiere also auf den Seiten verschiedener Institutionen nach Pressemitteilungen (oder gibt “Pressemitteilung” + dein Thema in eine Suchmaschine deiner Wahl ein). Achte dabei darauf, dass die Quellen und die Herausgeber der Pressemitteilungen seriös sind. Sieh dir verschiedene Beiträge zu der jeweiligen Statistik an, die du verwenden möchtest, und prüfe, ob sie zu demselben Ergebnis kommen.
2. Recherchiere Pressebeiträge
Suche nach Pressebeiträgen, die über Statistiken aus deinen Themenfeldern schreiben. Für die Suche nach Pressebeiträgen eignet sich Google News.
Achte dabei darauf, dass die Beiträge aus seriösen Zeitungen oder Zeitschriften stammen. Prüfe anschließend, ob das, was die Journalisten über die Statistiken schreiben, Sinn ergibt. Vergleiche mit den Pressemitteilungen der Institutionen, die die Daten erhoben haben und sieh dir die Originaldaten an. Prüfe: Sind die Angaben logisch und nachvollziehbar?
Daten selbst auswerten
Nachdem du interessantes Datenmaterial gefunden hast, solltest du dir die Originaldaten einmal ansehen und prüfen, ob du die Pressebeiträge und Pressemitteilungen zu den Statistiken nachvollziehen kannst. Aber auch aus anderen Gründen möchtest du vielleicht die Daten selbst auswerten, etwa, weil du verschiedene Projektstandorte miteinander vergleichen willst, die Daten für die Standorte aber nicht getrennt in Pressebeiträgen auftauchen. Und wenn du Daten verwenden möchtest, die deine Organisation selbst erhoben hat, bleibt dir nichts anderes übrig, als sie selbst auszuwerten.
3. Grenze die Daten ein
Suchst du in Datenbanken nach Datensätzen zu deinem Thema? Viele Datenbänke bieten die Möglichkeit, die Daten nach Zeit, Region oder anderen Kriterien einzugrenzen. Überlege dir, welche Daten du wirklich benötigst und betrachte bzw. lade dir nur diese herunter. So vermeidest du riesige Tabellen, aus denen du sowieso nur einen kleinen Bruchteil der Zahlen betrachtest.
Beispiel: Arbeitet deine Organisation mit männlichen Schulabgängern ohne Schulabschluss? Dann ist es interessant zu sehen, wie oft männliche Schüler im Gegensatz zu Schülerinnen die Schule ohne Abschluss verlassen. Besonders interessant ist, wie sich diese Zahlen in den Regionen verhalten, in denen deine Organisation tätig ist. Statt also alle Daten zu den Schulabgängern in Deutschland anzusehen, wählst du ersteinmal nur die Standorte deiner Bildungsprojekte aus. Zum Vergleich kannst du zusätzlich die Zahlen der Schulabgänger für ganz Deutschland auswählen und die gesamtdeutsche Zahl mit den Projektstandorten vergleichen. Den Zeitraum kannst du ebenfalls eingrenzen, oder dir zunächst einen Überblick über die Entwicklung der letzten Jahre ansehen.
Wenn du dir die Entwicklung der letzten Jahre ansiehst, anstatt dich gleich auf die aktuellsten Daten zu konzentrieren, vermeidest du, dass du die Daten für ein Jahr darstellst, die einen Ausreißer darstellen.
Suche dir Daten, die für deine Organisation relevant sind. Arbeitet deine Organisation mit männlichen Schulabgängern ohne Schulabschluss? Dann ist es interessant zu sehen, wie oft männliche Schüler im Gegensatz zu Schülerinnen die Schule ohne Abschluss verlassen. Besonders interessant ist, wie sich diese Zahlen in den Regionen verhalten, in denen deine Organisation tätig ist.
Im ersten Schritt wählst du also eine geeignete Datenbasis: Die amtliche Statistik. Für dieses Beispiel bietet sich die Datenbank Regionalstatistik an. Angenommen, deine Organisation ist in Kiel und in Hamburg tätig. Auf der Website der Regionaldatenbank schränkst du gleich ein, welche Daten du herunterlädst. Du wählst das Jahr aus, welches für dich relevant ist, und Kiel und Hamburg als geographische Begrenzung.
4. Sieh dir Grafiken an
Bei einigen Datenbanken, zum Beispiel der Regionaldatenbank und Eurostat, kannst du dir die ausgewählten Daten als Grafik anzeigen lassen. Endlose Tabellen anzusehen macht wenig Spaß und es dauert länger, bis du spannendes Material für Infografiken entdeckst. Bis du eigene Diagramme aus den Daten erstellt hast, braucht es etwas Zeit. Prüfe also bei der Recherche in Datenbanken, ob du dir die Statistiken als Grafiken anzeigen lassen kannst.
5. Stelle dir Fragen
Fragen helfen dir dabei, interessante Daten zu finden. Stelle dir zu Beginn der Auswertung Fragen, die du mit Daten beantworten möchtest: Wieviele Schulabgänger ohne Abschluss sind in Schleswig-Holstein und Hamburg weiblich, wieviele männlich? Wie sieht es bei den Schulabgängern mit Abschluss aus? Wie unterscheiden sich die verschiedenen Schulabschlüsse?
Das hilft dir besonders dabei, deine Organisationsdaten auszuwerten. Im nächsten Schritt beantwortest du die Fragen mit den Daten deiner Organisation oder aus den Datenbanken. Dich überrascht eine Antwort? Perfekt. Dann ist sie wahrscheinlich für deine Leser interessant.
Indem du Fragen stellst, weckst du dein Interesse an den Daten. Stelle dir vor, du bist ein Detektiv und begibst dich auf die Suche nach spannenden Geschichten.
6. Erstelle Diagramme in Excel
Diagramme selbst zu erstellen, ist etwas aufwendig. Du denkst jetzt vielleicht: “Naja, so lang dauert das ja nun auch nicht”. Das Erstellen selbst ist meist schnell gemacht. Aufwendiger dagegen ist es, die Datensätze in die richtige Form zu bringen, sodass du aus ihnen passende Diagramme erstellen kannst.
Hast du z. B. eine Tabelle, in der abwechselnd eine Gesamtzahl und die Anzahl der weiblichen Schüler in Spalten steht, macht es wenig Sinn, alle Spalten auszuwählen und einfach ein Säulendiagramm anzeigen zu lassen. Du musst die Tabelle noch anpassen, um daraus etwa ein gestapeltes Säulendiagramm zu erstellen, welches die Anteile der weiblichen Schüler über die Jahre hinweg zeigt. Für ein Kreisdiagramm dagegen musst du noch die Anteile weiblicher und männlicher Schüler berechnen.
Lade dir den Datensatz als Excel-Tabelle oder im .csv-Format und öffne sie in einem Tabellenkalkulationsprogramm. Überlege dir im nächsten Schritt, welche Diagramme interessante Entwicklungen oder Vergleiche darstellen könnten. Dabei helfen dir die Fragen, die du dir vorher zu deinen Daten gestellt hast:
Hast du dich gefragt, wie hoch der Anteil der weiblichen Schüler an den Schulabgängern ohne Abschluss ist, dann reicht dir ein Kreisdiagramm. So siehst du schnell, wie hoch der Anteil ist.
Hast du dich dagegen gefragt, wie sich der Anteil der weiblichen Schüler an den Schulabgängern ohne Abschluss über die Jahre entwickelt hat, wählst du eher ein gestapeltes Säulendiagramm. (Ein späterer Artikel zeigt dir, welche Diagramm- und Grafiktypen es gibt und wie du sie nutzt.)
Überlege dir also: Was ist interessanter, ein Vergleich über die Zeit oder der Vergleich von Anteilen an einem Gesamten? Oder ist es interessant, wie sich die Anteile über die Zeit verändern? Oder bist du dir noch nicht so sicher? Dann probiere mehrere Grafikarten. Achte dabei darauf, die Tabellen für die Grafikarten aufzubereiten bzw. die richtigen Daten auszuwählen.
7. Suche nach Vergleichen
Vergleiche sind spannend, sie machen Daten verständlicher. Deine Leser können mit Zahlen mehr anfangen, wenn du sie in einen Kontext setzt: Wie viel Schulabgänger ohne Abschluss gibt es deutschlandweit im Vergleich zu meiner Stadt? Achte darauf, welche Vergleichskategorien du bildest. Du kannst lokale Daten mit der Region, dem Regierungsbezirk, dem Bundesland oder Gesamtdeutschland vergleichen. Wenn du eine Stadt mit ausgewählten anderen Städten vergleichst, oder ein Bundesland mit einem anderen, solltest du den Grund dafür angeben. Etwa, dass du alle Projektstandorte miteinander vergleichst.
Wenn du hingegen willkürlich auswählst, könnte man dir Manipulation unterstellen. Schließlich macht es einen Unterschied, ob du die Arbeitslosenstatistik von Dortmund mit Essen oder Regensburg vergleichst: Suchst du dir die Stadt (und ihre Daten) einfach aus, dann beeinflusst du, wie die Menschen die Daten sehen.
Achte also darauf, was du vergleichst. Gemeinnützige Organisationen leben besonders vom Vertrauen der Gesellschaft. Wenn du Daten zur Manipulation einsetzt, verschenkst du dieses Vertrauen.
8. Suche nach Trends
Die zweite Möglichkeit, deine Daten in einen Kontext zu setzen, ist neben Vergleichen die zeitliche Einordnung. Suche nach Trends in deinen Daten: Entwickelt sich die Zahl der Schulabgänger in den letzten zehn Jahren in eine bestimmte Richtung? Verändert sich der Anteil der weiblichen Politiker im Parlament oder stagniert er? Dabei gilt: Was dich überrascht, ist potenziell auch für deine Zielgruppe überraschend und damit interessant.
9. Versetze dich in deinen Leser
Versetze dich bei der Auswahl der Daten in deine Zielgruppe: Was ist für sie interessant? Hat deine Statistik das Potenzial, deine Zielgruppe zu faszinieren? Regt deine Statistik die Zielgruppe an, sie weiterzuverbreiten? Hat sie das Potenzial, die Zielgruppe zu Handlungen zu bewegen? Warum ist die Statistik für deine Zielgruppe interessant?
10. Prüfe die Anmerkungen & rechne nach
Sieh dir die Anmerkungen zu den Tabellen an: Wenn du Daten für verschiedene Merkmalsträger (Orte, Länder, Regionen) vergleichst, solltest du prüfen, ob sich die Erhebung der Daten unterscheidet. Hat Hamburg in dem Jahr nur so viele Schulabgänger, weil der Doppeljahrgang Abitur gemacht hat, in Kiel dagegen kam der Doppeljahrgang erst später? Werden Zahlen unterschiedlich erfasst?
Sieh dir an, wie die Daten erhoben werden und ob sich die Datenerhebung für die verschiedenen Einheiten unterscheidet. Wenn du eine Kennzahl für mehrere Bundesländer vergleichst und dabei auf verschiedene Jahre zurückgreifen musst (weil die Daten nicht vorhanden sind), setzte deinen Leser darüber in Kenntnis.
Rechne nach, ob Prozentangaben zusammen 100% und die Anteile zusammen die Gesamtmenge ergeben. Wenn nicht, mache dich auf die Suche nach dem Grund. Wenn du nicht nachvollziehen kannst, warum Anteile zusammen nicht die Gesamtmenge ergeben, verwende die Daten nicht.
11. Für umfangreichere Datenauswertungen: Bilde dich fort
Du möchtest tiefer in die Datenauswertung einsteigen? Dann brauchst du mehr Know-How und viel Zeit. Um deine Kenntnisse zu vertiefen, empfehle ich dir die E‑Learning-Module von Destatis.
Du suchst dir einfach eines der Module aus und startest es. Das funktioniert ganz ohne Anmeldung. Es bleibt dir überlassen, ob du mit Datenerhebungsverfahren, statistischen Einheiten und Merkmalen oder gleich den Konzentrationsmaßen startest. Die E‑Learning-Module bestehen aus Videos, Texten und Quizfragen und dauern zwischen 20 und 90 Minuten.
Die E‑Learning-Module empfehlen sich besonders, wenn du mit den Grundbegriffen nicht schon aus dem Studium vertraut bist. (Oder sich die Inhalte aus dem Studium irgendwo ganz hinten in einer Schublade in deinem Kopf verstecken.) Wer mit Daten umgeht, sollte ungefähr wissen, was eine Grundgesamtheit ist, was Repräsentativität bedeutet und wodurch sich eine Panelerhebung auszeichnet. Finde ich jedenfalls. Schließlich kommunizierst du diese Daten in die Welt und willst zeigen, warum die Arbeit deiner Organisation wichtig ist. Dafür solltest du wissen, was Umfragen oder andere Datenerhebungen eigentlich aussagen.
Du kommst aber auch ohne tiefere statistische Kenntnisse zu einer Infografik. Schließlich weißt du, was ein Durchschnitt ist und kannst Prozentzahlen miteinander vergleichen. Für einfachere Infografiken reicht dein Wissen, besonders wenn du keine Umfragen, die repräsentativ sind, verwendest.
Übersicht über die Artikelserie
- Datenquellen für Infografiken finden
- 11 Tipps, um Daten zu finden & auszuwerten
- Design von Infografiken: Tipps für Nonprofits
- Farben für Infografiken
- Infografiken mit Piktochart