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In meiner Artikelserie Engagierte finden stelle ich Ideen vor, wie ihr neue Leute findet, die bei euch mitarbeiten. Dieser Artikel dreht sich um kurzfristiges Engagement in Vereinen, Initiativen, Stiftungen und anderen gemeinnützigen Organisationen. In diesem Artikel gebe ich euch Tipps für die Zusammenarbeit mit Kurzzeit-Engagierten.
Überblick über die Artikelserie
- Engagierte finden – Rollenprofile nutzen
- Engagierte finden – Die eigene Website
- Engagierte finden – Werbung machen
- Engagierte finden – Kurzzeit-Engagement für eure Organisation planen
- Engagierte finden – Kurzzeit-Engagement anbieten: Tipps
- Engagierte finden – Werbung machen für das Kurzzeit-Engagement
- Website für potenzielle Ehrenamtliche nutzen: 11 inspirierende Beispiele
- Engagierte finden – Engagement zugänglicher machen
Ansprechpartner in der Organisation
Sprecht euch in der Organisation ab, wer der Ansprechpartner für den oder die Kurzzeit-Engagierten ist.
Arbeitet ihr ehrenamtlich? Bietet ihr häufiger Kurzzeit-Engagement an, kreiert einen neuen Posten, den Kurzzeit-Koordinator. Überlegt, ob ihr genug Kapazitäten habt, Kurzzeit-Engagierte zu betreuen. Dazu gehört, E‑Mails und Anfragen zu beantworten, die Kurzzeit-Engagierten ihre Aufgaben zu erklären, bei Problemen als Ansprechpartner da zu sein. Bei wiederkehrenden, einfachen Einsätzen im Team (z. B. Sortieraktionen), solltet ihr jemanden einplanen, der die Einsätze als Organisationmitglied begleitet.
Das sind die wichtigsten Aufgaben bei wiederkehrenden, einfachen Einsätzen. Je nachdem, welche Art von Kurzzeit-Engagement ihr anbietet, kommen noch mehr Aufgaben hinzu.
Antwortet rechtzeitig
Wer kümmert sich darum, wenn sich Menschen melden, die sich kurzzeitig engagieren möchten? Wichtig ist, dass klar ist, wer zuständig ist.
Die Person bekommt keine Antwort oder wartet sehr lange? Ihr verpasst den Moment, in dem die Person besonders motiviert ist, mitzumachen. Die Motivation sinkt mit der Zeit, wenn ihr länger braucht, um euch zu melden. Vielleicht hat die Person auch schon keine Zeit mehr, sich bei euch zu engagieren.
Zeigt, dass ihr zuverlässig seid. Wer sich bei euch meldet, merkt, dass ihr eure Arbeit oder euer Engagement ernst nehmt. Ihr wollt wirklich einen Beitrag zu einer besseren Welt leisten. Wer sich bei euch meldet und schnell die wichtigen Infos bekommt, ist auch motivierter, mitzuarbeiten. Denn er oder sie denkt, dass auch der kurze Einsatz bei euch einem guten Zweck dient, dass es einen Unterschied macht, wenn er oder sie sich engagiert.
Rechtzeitige Kommunikation aller wichtigen Informationen ist besonders beim Kurzzeit-Engagement sehr wichtig. Denn die Person kennt eure Organisation kaum und es ist eine Chance, eine Beziehung zu ihr aufzubauen. Bei einer guten Erfahrung empfiehlt sie euch vielleicht weiter oder engagiert sich über einen längeren Zeitraum.
Wenn das Kurzzeit-Engagement zu einer frustrierenden Erfahrung wird, weil wichtige Informationen fehlen, kann das der Reputation eurer Organisation schaden. Außerdem sinkt die Chance, dass sich diese Person oder Bekannte von ihr sich bei euch engagieren.
Erwartungen der Kurzzeit-Engagierten managen
Besprecht zu Beginn eines neuen Kurzzeit-Projektes, welche Infos für die Engagierten wichtig sind. Dazu gehört, die Erwartungen der Kurzzeit-Engagierten zu berücksichtigen. Gerade bei Projekten mit Kindern oder Tieren erwarten manche, dass sie direkten Kontakt zu den Kindern oder Tieren haben. (Oder eine andere Zielgruppe, über die sie vielleicht mehr lernen wollen und weswegen sie sich engagieren.) Das ist aber oft nicht möglich, denn es handelt sich um vulnerable Gruppen, ihr müsst die Qualität der direkten Hilfeleistungen sicherstellen oder die direkte Arbeit mit der Zielgruppe eignet sich aus anderen Gründen nicht für kurzzeitiges Engagement.
Um frustrierenden Erfahrungen vorzubeugen, solltet ihr klar kommunizieren: Haben die Kurzzeit-Engagierten direkten Kontakt zu Hilfe-Empfängern / euren “Kunden” oder nicht? Warum sollten sie dennoch bei euch mitmachen? Einige sind enttäuscht und weniger motiviert, wenn sie keinen Kontakt zur Zielgruppe haben. Mit zusätzlicher Information, warum ihr Mitwirken so wichtig ist, motiviert ihr sie wieder. Wie wirken sie, wie wirkt ihr Handeln und was hat die Zielgruppe davon? Warum können sie nicht direkt mit der Zielgruppe arbeiten?
Versorgt die Teilnehmenden mit allen wichtigen Infos
Wichtige Informationen für eure Kurzzeit-Engagierten bei wiederkehrenden, einfachen Einsätzen, Aktionstagen mit einfachen Aufgaben oder Veranstaltungs-Einsätzen:
- Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen? Muss ich eine bestimmte Bescheinigung vorweisen z. B. Gesundheitszeugnis oder Führungszeugnis?
- Muss ich etwas bestimmtes können oder körperlich besonders fit sein?
- Was muss ich zum Einsatz mitbringen? Sollte ich bestimmte Kleidung anziehen (z. B. alte Kleidung für die Bastelaktionen)?
- Welche Aufgaben werden übernommen?
- Wie kann ich mich anmelden?
- Wie sieht die Begleitung durch die Organisation aus? Ist jemand von der Organisation bei dem Einsatz vor Ort?
- An wen kann ich mich wenden, wenn während des Einsatzes Probleme auftreten?
- Arbeitet die Engagierte direkt mit der Zielgruppe?
- Erhalte ich eine Bescheinigung, z. B. wenn ich eine bestimmte Anzahl an Einsätzen leiste?
- Bin ich im Einsatz über die Organisation versichert?
Bei Projekten mit festgelegter Dauer:
- zusätzlich zu den Informationen oben: Wieviele Stunden und welcher Zeitraum ist für das Kurzzeit-Engagement vorgesehen?
Bei Produkten sollte gemeinsam mit dem Kurzzeit-Engagierten besprochen und entschieden werden. Hier handelt es sich stärker als bei den einfachen Einsätzen um einen gemeinsamen Abstimmungsprozess, der unter anderem folgende Informationen klären soll:
- Wie und wann erhält die Engagierte das Briefing?
- Welche Funktionen wünscht sich die Organisation bzw. wie viele Feedback-Schleifen / Entwürfe werden vereinbart?
- Wie sieht die Unterstützung durch die Organisation aus, z. B. Lieferung aller Texte bis zu einem bestimmten Datum?
- Bis wann wird das Feedback von der Organisation vorliegen?
Erschaffen eines Produkts als Kurzzeit-Engagement
Ihr sucht jemanden für den nächsten Veranstaltungsflyer?
Entscheidungen im Team?
Reflektiert eure Entscheidungsprozesse, bevor ihr einen Kurzzeit-Engagierten mit dem Veranstaltungsflyer (oder eure Website, oder ein Plakat, oder ein Workshop-Konzept, oder …) beauftragt.
Wer entscheidet, wenn Entwürfe vorliegen? Bedenkt, dass demokratische Entscheidungen bzw. Konsensentscheidungen im Team viel Zeit verschlingen können. Das eignet sich also vor allem nicht für jedes Detail, das an einem Entwurf geändert werden soll.
Wenn euer Engagierter lange auf die Entscheidung und Feedback zu einem Entwurf warten muss, kann das leicht eine frustrierende Erfahrung werden. Außerdem hat der Engagierte euch vielleicht sogar ein Zeitfenster für ein Kurzzeit-Engagement gegeben. Durch verspätetes Feedback riskiert ihr, dieses Zeitfenster zu verletzen. Der Engagierte ist entweder frustriert und wird sich nicht wieder für euch engagieren oder bringt seine Arbeit nicht zuende, weil er keine Zeit mehr hat.
Ihr könnt das Feedback aus einer größeren Gruppe aus eurer Organisation sammeln. Davor sollte aber klar sein, ob ein kleineres Team entscheidet, welches Feedback an den Designer (oder anderen Kurzzeit-Engagierten, der euer Produkt erschafft) weitergegeben wird. Sonst kann das zu Problemen in eurer Organisation führen: Warum werden einige Änderungen eingearbeitet, andere aber nicht? Das gesamte Feedback kann ggf. nicht umgesetzt werden, weil es sich widerspricht. Was macht ihr in dem Fall, wie führt ihr (schnell) eine Entscheidung herbei? Der Designer kann mit widersprüchlichem Feedback schließlich nichts anfangen.
Stellt sicher, dass ihr schnelles und eindeutiges Feedback an den Kreativen geben könnt.
Arbeitsumfang vorab klären
Außerdem kann es problematisch werden, wenn ihr ständig kleinere Änderungswünsche an den Designer gebt und derjenige ständig wieder neue Entwürfe umsetzen muss. Um das zu vermeiden, könnt ihr vorher festlegen, wieviele Entwürfe euch der Kreative vorbereitet und wieviele Feedback-Schleifen er umsetzt. Funktioniert eure Zusammenarbeit gut, wird er vielleicht anbieten, noch weitere Änderungen anzubieten, etwa wenn ihr etwas Wichtiges vergessen habt. So vermeidet ihr, dass der Ehrenamtliche sich ausgenutzt fühlt, weil er mit weniger Arbeit gerechnet hat.
Bei einer Website solltet ihr vorher grob klären, welche Funktionen ihr möchtet und welche vom Kreativen umgesetzt werden.
Aufgabenverteilung klären und Briefing vorbereiten
Klärt die Aufgabenverteilung bei euch im Team: Wer übernimmt das Briefing, das Feedback an den Kreativen? Was ist das Ziel von eurem Produkt? Wie sollte euer Briefing aussehen?
Bei einer Beratungsleistung
Am wichtigsten ist, dass ihr ein gemeinsames Ziel für die Beratung habt. Scheut euch nicht, im Team ausführlich über die Beratung und das Ziel zu sprechen: Viel Diskussion und die Kommunikation der unterschiedlichen Teammitglieder und Projektgruppen stellt sicher, dass ihr dasselbe Ziel verfolgt und von unterschiedlichen Bedeutungen und Definitionen ausgeht. Was sind eure Fragen und Probleme, die ihr durch eure Beratung klären wollt? Wie soll die Beratung zu eurem Organisationsziel, zu eurer Mission beitragen?
Projektabschluss
Kommuniziert laufend zu eurem Projekt, damit schnell klar wird, wenn die vorgesehene Zeit nicht reicht. Kommuniziert mit eurem Kurzzeit-Engagierten, wie sich das lösen lässt.
Für den Abschluss des Produkts solltet ihr ein Zertifikat / Bestätigung vorbereiten, die ihr dem Kurzzeit-Engagierten gebt. Zeigt ihr eure Anerkennung und bedankt euch in der Bestätigung. Seid wertschätzend, denn derjenige hat viel Zeit, Energie und Kreativität in euer Projekt gesteckt. Und das vielleicht ohne so starkes und wertschätzendes Feedback zu erhalten, wie ihr, wenn ihr direkt mit eurer Zielgruppe zusammenarbeitet.
Nett ist es auch, positives Feedback aus dem Team oder von euren Zielgruppen weiterzugeben oder zu kommunizieren, welchen Unterschied die Leistung eures Kurrzeit-Engagierten für euch macht: (Das sollte selbstverständlich der Wahrheit entsprechen.)
” Liebe Lina, vielen Dank, dass du das Formular für unsere Website gestaltet hast. Das ist toll, jetzt geht der Anmeldeprozess auf unserer Website so schnell! Wir bekommen positive Rückmeldungen von unseren Teilnehmenden, das es jetzt viel einfacher geht.”
Sicherstellen, dass die Ergebnisse genutzt werden
Besonders bei Kurzzeit-Engagierten ist es wichtig, dass die Ergebnisse ihrer Arbeit im Anschluss auch genutzt werden. Du bist schon länger als Ehrenamtlicher bei einer Organisation? Dann identifizierst du dich mit ihr, arbeitest mit anderen in einem Team. Ihr habt einmal etwas gemeinsam entworfen und merkt, dass ist doch nicht so das Richtige? Ihr entscheidet euch dagegen und probiert etwas neues aus. Die Arbeit war umsonst. Du ärgerst dich etwas, aber hast auch schon wieder neue Ideen, das Team ist echt toll und deswegen bleibst du dabei. Der nächste Entwurf ist auch schon viel besser.
Die Identifikation mit der Organisation überschattet deinen Frust und positive Erfahrungen machen diese negative vergessen oder zumindest weniger wichtig.
Anders bei Kurzzeit-Engagierten:
Eine Kurzzeit-Engagierte nutzt ihre Zeit, um ein Plakat für euch zu entwerfen. Sie engagiert sich sonst nicht und ist mit vollem Eifer dabei. Das Plakat ist fertig, die Zusammenarbeit ist beendet. Das Plakat landet erstmal in der Schublade. Ihr nutzt es nicht. Die Engagierte ist enttäuscht, sie beschließt, sich nicht nochmal so für eine Organisation zu engagieren. Dieser Fall ist etwas anderes: Die Identifikation mit der Organisation ist geringer, die Engagierte ist nicht so stark in die Organisation integriert.
Fazit: Stellt sicher, dass die Ergebnisse genutzt werden. Das verhindert Enttäuschungen der Engagierten. Ihr verhindert, dass die Engagierten ihren Freunden und Bekannten erzählen, dass sie sich umsonst für euch engagiert haben.
Bei wiederkehrenden Aktionen wie Aufräumaktionen oder der Essensausgabe sind die Ergebnisse von vornerein klar und ihre Nutzung ist sowieso sichergestellt. Wichtiger ist dieser Aspekt, wenn Menschen für euch Produkte herstellen oder euch beraten.
Überlegt: Wie könnt ihr im Team sicherstellen, dass die Produkte genutzt werden oder die Ergebnisse der Beratung umgesetzt werden? Was tut ihr dafür? Dabei hilft auch die SWOT-Analyse, die ich euch bereits für die Planung von Kurzzeit-Engagement vorgestellt habe. Denn ihr könnt Risiken auflisten, die dazu führen würden, dass ihr die Ergebnisse nicht nutzt.
Im nächsten Schritt überlegt ihr direkt, wie ihr diese Risiken verhindert oder mit ihnen umgeht, wenn sie eintreten.
Kurzzeit-Engagement wertschätzen
Händigt der Person auch bei kurzem Engagement ein kleines Zertifikat aus. Nicht bei jedem dreistündigen Einsatz, aber zum Beispiel, wenn jemand einen Flyer designt und dafür mehr Zeit investiert. Bei kürzeren Einsätzen könnt ihr eine Stundenzahl oder eine Einsatzzahl im Jahr festlegen, ab der ihr Zertifikate ausstellt.
Das drückt eure Wertschätzung aus und die Person kann es vielleicht einmal gut gebrauchen – Für eine Bewerbung auf eine Stelle, ein Stipendium oder für ein Portfolio.
Legt dafür eine Vorlage an, zum Beispiel in einem Designprogramm, Word oder im Tool Canva. Dann geht es nach dem Kurzzeit-Engagement schnell, die Vorlage auszufüllen. Wenn ihr erst nach dem Projekt anfangt, euch um die Zertifikate zu kümmern, kann das schnell mal im operativen Alltag eurer Organisation untergehen. Also bereitet lieber gleich alles dafür vor, sodass es nur noch wenige Sekunden dauert. Und auch Personen, die normalerweise nicht zuständig sind, die Zertifikate ausstellen können, falls euer Verantwortlicher ausfällt.
Wertschätzung beinhaltet neben einer formellen Wertschätzung wie einem Zertifikat, dass ihr die Rückmeldung der Engagierten ernst nehmt. Nehmt euch Zeit für Feedback und stellt klar, dass ihr offen für Feedback seid. Nehmt das Feedback ernst und berücksichtigt, ob ihr es umsetzen könnt oder wollt. Nehmt Probleme eurer Kurzzeit-Engagierten ernst und hört ihnen zu. Erklärt ggf. nochmal, warum sie nicht direkt mit der Zielgruppe arbeiten können.