Dieser Artikel der Artikelserie Raus aus der Komfortzone stellt die verschiedenen Freiwilligendienste vor. Es wird hier nur um geregelte, d.h. geförderte Freiwilligendienste gehen. Die nicht geförderten, bei denen die Teilnehmer die vollen Kosten übernehmen, stelle ich nicht vor.
Welche Arten an Freiwilligendiensten gibt es?
- weltwärts
- Internationaler Jugendfreiwilligendienst (ijfd)
- kulturweit
- Europäischer Freiwilligendienst
- Freiwilliges soziales oder ökologisches Jahr im Ausland
- Deutsch-französischer Freiwilligendienst
- Deutsch-Israelischer Freiwilligendienst
Für weltwärts musst du zwischen 18 und 28 Jahren alt sein, bei einer Behinderung und Beeinträchtigung gilt eine Altersgrenze bis 30 Jahre. Die weltwärts Länder liegen v.a. im sogenannten „Globalen Süden“, d.h. Afrika, Asien und Lateinamerika, und auch in Osteuropa finden sich Einsatzstellen.
Es ist üblich, dass die Entsendeorganisationen dich auffordern, einen Spenderkreis aufzubauen. Spender können z.B. Verwandte, Freunde, oder auch Unternehmer sein, die du ansprichst. Weltwärts wird zwar vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert, aber die Entsendeorganisationen müssen auch einen Anteil selbst aufbringen.
Hier findest du eine Erklärung, warum Freiwilligendienste für Entsendeorganisationen viel kosten. Deine Teilnahme an weltwärts ist nicht davon abhängig, dass du einen Spenderkreis aufbaust, oder wie viel Spenden du sammelst. Du wirst wahrscheinlich aus deinem Freiwilligendienst sehr viel mitnehmen: vielleicht Fachkenntnisse in einem bestimmten Bereich, deine persönliche Entwicklung, Sprachkenntnisse, viele Freundschaften, einzigartige Erfahrungen und so weiter. Daher finde ich, du solltest dir Mühe geben, die Entsendeorganisation durch einen Spenderkreis zu unterstützen. So können auch in Zukunft Freiwilligendienste durchgefördert werden. Statt deine Verwandten zu fragen, kannst du z.B. Zeitungen ansprechen oder Firmen in deiner Gegend. Die Austauschorganisationen haben sicher Tipps zum Aufbau des Spenderkreises, oder du schaust mal in diese Broschüre rein. Weitere Informationen zu weltwärts findest du hier: http://www.weltwaerts.de/de/.
Der Internationale Jugendfreiwilligendienst (ijfd) wird vom Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Die Dauer liegt zwischen 6 und 18 Monaten, meist beträgt die Dauer 12 Monate. Ein ijfd ist im Alter von 18 bis 26 Jahren möglich. Anders als weltwärts kann der ijfd in allen Ländern geleistet werden. Auch beim ijfd fordern die Entsendeorganisationen meist den Aufbau eines Spenderkreises. Sie dürfen mehr Mittel über diesen Spenderkreis einnehmen, als es bei weltwärts der Fall ist. Deswegen werden hier meist höhere Beträge als Ziel für den Spenderkreis genannt. Weitere Informationen zum ijfd findest du hier.
Der ijfd ersetzt zunehmend das FSJ/FÖJ im Ausland. Aber auch diese Möglichkeit, einen Freiwilligendienst im Ausland zu absolvieren, besteht vereinzelt noch.
Kulturweit ist ein Freiwilligendienst in der Kultur- und Bildungspolitik im Ausland. Es unterscheidet sich stark von den anderen Freiwilligendiensten, die meist ähnliche Projekte anbieten. Wenn du zwischen und Jahre alt sein und 6 oder 12 Monate Zeit hast, kannst kulturweit in einem Land in Afrika, Asien, Lateinamerika, im Nahen Osten, Mittel‑, Ost- oder Südosteuropa oder den GUS-Staaten machen. Unter den Einsatzstellen findet sich z.B. die Deutsche Welle Akademie, die Goethe Institute, die deutschen Auslandsschulen oder das Deutschen Archäologischen Institut.
Bei kulturweit ist zu beachten, dass du pauschal 350€ im Monat für Unterkunft, Verpflegung und als Taschengeld erhältst. Je nach Land kann es sein, dass du deine monatlichen Lebenshaltungskosten damit nicht decken kannst. Wenn du unter 25 bist, bekommst du während deines kulturweit-Dienstes weiterhin Kindergeld. Du musst dir also gut überlegen, ob du dir kulturweit leisten kannst. Bei den anderen Freiwilligendiensten sind die Einsatzstellen meist für die Unterkunft zuständig. Für die Verpflegung erhältst du entweder finanzielle Mittel, kannst in der Mensa mitessen oder bekommst manchmal auch Lebensmittel. Weitere Informationen zu kulturweit findest du hier.
Der Europäische Freiwilligendienst wird von der Europäischen Union gefördert. Hier wird in der Regel kein Spenderkreis gefordert. Für den EFD musst du zwischen 17 und 30 Jahren alt sein. Du kannst einen Europäischen Freiwilligendienst (EFD) in vielen europäischen Ländern machen. Wenn du ein Kind hast, kann es laut der offiziellen Website mitkommen. Die Verpflegungskosten für das Kind werden übernommen, es muss aber eine geeignete Betreuungsmöglichkeit vor Ort gefunden werden. In der Realität ist es wahrscheinlich weitaus schwieriger, ein Projekt zu finden, welches eine/n Freiwillige/n mit Kind aufnimmt. Weitere Informationen zum Europäischen Freiwilligendienst findest du hier.
Im EFD gibt es die Möglichkeit, sich sein Projekt selbst zu suchen. Dadurch hat man – theoretisch – mehr Wahlmöglichkeiten, was das Thema und die Aufgaben angeht, als wenn man sich auf einen Projektplatz einer Entsendeorganisation bewirbt. Jedoch sollte der meist immense Aufwand der Projektsuche nicht unterschätzt werden! Tipps für die Projektsuche findet ihr in meinem nächsten Artikel der Artikelserie Raus aus der Komfortzone.
Wenn du dich für Frankreich interessierst, kannst du auch einen Deutsch-Französischen Freiwilligendienst machen. Du wirst entweder für 12 Monate in einem Verein oder einer Gebietskörperschaft, oder für 10 Monate in einer Schule oder Hochschule eingesetzt. Teilnehmen können Menschen zwischen 18 und 25 Jahren. Weitere Informationen findest du hier.
Du interessierst dich für Israel? Dann kommt auch der Deutsch-Israelische Freiwilligendienst für dich infrage. Das Mindestalter ist 18 Jahre. Der Freiwilligendienst besteht erst seit 2015, daher sind noch nicht so viele Informationen dazu zu finden. Informationen zur Bewerbung und den Rahmenbedingungen findest du hier.
Freiwilligendienst für Minderjährige
Für Minderjährige ist es schwer, eine Organisation zu finden, die sie entsendet. Das Portal rausvonzuhaus.de hat eine Liste mit Organisationen zusammengestellt, die auch Minderjährige entsenden. Du findest du hier auch andere Tipps zu Auslandsaufenthalten für Minderjährige, falls ein Freiwilligendienst doch nichts für dich ist.
Freiwilligendienst für Menschen mit Beeinträchtigung oder Behinderung
Wenn du z.B. weltwärts machen möchtest, und eine Beeinträchtigung oder Behinderung hast, kann deine Entsendeorganisation finanzielle Mehrbedarfe beantragen. Damit können dann deine individuellen Bedarfe im Gastland gedeckt werden.
Hier findest du einen Erfahrungsbericht von Kay, der einen Freiwilligendienst in Thailand macht und im Rollstuhl sitzt.
Außerdem berät die Organisation bezev junge Menschen mit Beeinträchtigung, die einen Freiwilligendienst im Ausland machen möchten. Dabei greifen sie auf ein großes Netzwerk an Entsendeorganisationen zurück, die offen für Inklusion sind. Du kannst also nicht nur in die Projekte von bezev im Ausland gehen, sondern auch in andere Projekte. Auf der Website findest du Filme von Auslandsfreiwilligen mit einer Beeinträchtigung.
QueerTausch
QueerTausch ist eine Gruppe von Ehrenamtlichen bei AFS Interkulturelle Begegnungen e.V., die sich mit Themen zu lesbischen, schwulen, bisexuellen und transidenten Menschen im Schüleraustausch und im internationalen Freiwilligendienst auseinandersetzt. AFS bietet u.a. Freiwilligendienste im Ausland an. Auf der Website von QueerTausch finden sich Erfahrungsberichte dieser Gruppen im Freiwilligendienst und Schüleraustausch. Bei Fragen, etwa zur Länderwahl als lesbischer, schwuler, bisexueller oder transidenter Mensch, kann man sich an QueerTausch wenden.
Linktipps
Als Startpunkte für deine Recherche zu Freiwilligendiensten kann die folgende Webseiten dienen: