Im Artikel in der letzten Woche ging es darum, wie du ein Dokument in Scribus einrichtest. Du fragst dich, was Scribus ist? Scribus ist eine Open-Source-Alternative zu InDesign. Du kannst in Scribus z. B. Zeitschriften oder Plakate layouten. Diesmal zeige ich dir, wie du Bilder, Text und Formen in dein Dokument einfügst. Der nächste Artikel zu Scribus gibt dir Tipps zu Text und Seiten.
Die Screenshots aus diesem und dem letzten Artikel stammen aus der Scribus Version 1.4.6, das ist die momentan neuste stabile Version. Es gibt auch Versionen, die sich zur Zeit in der Entwicklung befinden, das sind die Versionen 1.5. In diesen Versionen funktionieren manche der neuen Funktionen vielleicht noch nicht perfekt. Du kannst selbst entscheiden, welche Version du für deine Arbeit benutzen möchtest. Ich habe bisher die Version 1.4.6 verwendet und jetzt die Version 1.5.3 ausprobiert. Und ich muss sagen: Ich bin begeistert. Die Handhabung ist viel einfacher, das ganze Bedienfeld schöner aufgebaut und ich habe schon einige kleine Verbesserungen entdeckt, die das Layouten in Scribus einfacher machen. So macht das Layouten Spaß!
Empfehlen würde ich dir also die neuere Version, da es bei mir noch kaum Probleme mit Programmabstürzen gab. Du kannst auch beide Versionen nebeneinander installieren und verwenden.
Die Wege zu den einzelnen Funktionen sind meist sehr ähnlich, du musst dieselben Bedienfelder anklicken, auch wenn sie je nach Version etwas unterschiedlich aussehen. Wo sich die Bedienung zwischen den Versionen unterscheidet, habe ich dir in diesem Artikel die neue Variante dazu geschrieben.
Jetzt geht es aber endlich los:
Ein Bild einfügen
Klicke auf das kleine Symbol mit dem Bild in der Symbolleiste oder drücke „i“ auf der Tastatur. Dann kannst du im Dokument einen Rahmen aufziehen. Klicke rechts auf den Bildrahmen und dann auf „Bild laden“ oder Strg und „i“ gleichzeitig. Wähle im Fenster dann einfach das Bild aus, welches du einfügen möchtest. Scribus fügt das Bild im Rahmen ein. Du siehst jetzt vielleicht nur einen kleinen Ausschnitt von deinem Bild in dem Bildrahmen.
Damit das gesamte Bild so groß wird wie der Bildrahmen, den du aufgezogen hast, klicke rechts auf den Rahmen und wähle „Bild an Rahmen anpassen“. Jetzt erstreckt sich dein Bild über den gesamten Rahmen, oder ist zumindets so groß wie eine der Seiten deines Rahmens. Du hast einen weißen Bereich zwischen deinem Bild und dem Bildrahmen? Dann hat dein Bild ein anderes Seitenverhältnis als dein Rahmen. Würde sich das Bild also über den gesamten Rahmen spannen, wäre entweder ein Teil des Bildes abgeschnitten oder dein Bild wäre verzerrt.
Als nächstes stellst du den Rahmen vom Bild so groß ein wie dein Bild. Warum? So kannst du das Bild einfacher ausrichten, zum Beispiel an den Hilfslinien. Klicke deswegen erneut rechts auf das Bild und wähle „Rahmen an Bild anpassen“.
Wenn du den Bildrahmen vergrößern oder verkleinern willst und der Rahmen dabei so groß bleiben soll wie das Bild, halte beim Ziehen Strg gedrückt.
Eigenschaftenpalette
Rechts neben dem Bild siehst du das Fenster „Eigenschaften“. Wenn du sie nicht siehst, klicke oben im Menü auf „Fenster“ und dann auf „Eigenschaften“.
In der Eigenschaftenpalette kannst du einiges einstellen. Klicke dich einfach mal durch die einzelnen Punkte durch. Bei der X- und Y‑Position lässt sich die Position des Bildes millimetergenau festlegen. Auch die genaue Breite und Höhe stellst du hier ein.
Stellen wir uns vor, du möchtest ein Bild in deinem Dokument einfügen. Es soll eine bestimmte Breite und Höhe haben. Wenn das Originalbild ein anderes Seitenverhältnis hat, soll nur ein Ausschnitt zu sehen sein. Wichtig ist dir, dass in deiner Publikation das Bild eine bestimmte Größe erhält.
Du hast jetzt so einen Rahmen wie im Screenshot aufgezogen. Du lädst ein Bild in diesem Rahmen und passt das Bild über Rechtsklick „Bild an Rahmen anpassen“ an den Rahmen an. Das Bild sieht dann so aus:
Der Rahmen ist nicht komplett ausgefüllt. Warum? Die Voreinstellung von Scribus ist, dass Bilder automatisch an den Rahmen angepasst werden. Das Bild wird immer so angepasst, dass es komplett im Rahmen zu sehen ist, dass keine Teile abgeschnitten sind. Diese Voreinstellung des Bilds änderst du in der Eigenschaftenpalette.
Klicke in der Eigenschaftenpalette (siehe Screenshot) auf „Bild“.
Dort klickst du auf „freie Skalierung“. Wenn du nun den Rahmen kleiner oder größer ziehst, verändert sich die Bildgröße nicht. Klickst du doppelt auf das Bild, dann kannst du das Bild im Rahmen verschieben. Willst du das Bild vergrößern, dann ändere den Prozentwert bei X- und Y‑Größe. Der sollte nicht über 100 liegen, weil du dann dein Bild größer machst, als du es ursprünglich aufgenommen hast. Damit das Seitenverhältnis des Bilds gleich bleibt, klicke auf das Kettensymbol (blau im Bild unten) neben der X- und der Y‑Größe. Änderst du nun den X- oder Y‑Wert, passt sich der andere Wert an.
Ich habe eine Bildgröße von 18% gewählt, so ist der Rahmen komplett mit dem Bild ausgefüllt. Über den Doppelklick auf das Bild konnte ich das Bild im Rahmen verschieben und habe mir so einen netten Ausschnitt aus dem Bild ausgesucht. Nun hat das eingefügte Bild genau die gewünschte Größe.
Du willst einen Rahmen um dein Bild? Klicke in der Eigenschaftenpalette auf “Farben”. Dort legst du zunächst die Farbe deines Rahmens fest. Dafür klickst du auf den Button für die Kontur. (Siehe Pfeil im Bild).
Wie im Bild zu sehen, ist momentan keine Farbe für die Linie festgelegt. Klicke einfach auf eine andere Farbe, um sie als Linien- bzw. Rahmenfarbe für dein Bild einzustellen. Weitere Einstellungen für deine Linie findest du in der Eigenschaftenpalette unter „Linien“. Hier kannst du zum Beispiel festlegen, dass deine Linie gestrichelt sein soll.
Text
Um einen Text einzugeben, klicke auf das Textwerkzeug in der Menüleiste (siehe Bild). Dann ziehst du einen Textrahmen auf. In diesem gibst du deinen Text ein.
In der Eigenschaftenpalette lassen sich wieder wichtige Einstellungen vornehmen. Auch bei dem Textrahmen kannst du hier eine genaue Position oder Größe festlegen. Unter „Text“ in der Eigenschaftspalette findest du Einstellungen, die du z. B. aus Textverarbeitungsprogrammen wie Microsoft Word kennst.
Es lassen sich sowohl einfache Einstellungen wie die Schriftgröße oder Farbe als auch Einstellungen für Typographie-Experten tätigen.
Im letzten Artikel haben wir ein Grundlinienraster eingerichtet. Dass sich der Text in einem Textrahmen auch an diesem Grundlinienraster ausrichtet, müssen wir noch einstellen.
Klicke dazu auf „Fester Zeilenabstand“. Es öffnet sich ein Dropdown-Menü, in dem du „Am Grundlinienraster ausrichten“ auswählst. Schiebe deinen Textrahmen auf der Seite hin und her. So siehst du, welchen Einfluss das Ausrichten am Grundlinienraster auf den Text hat. Die Zeile liegt immer auf einer Linie des Grundlinienrasters aus, wenn du den Textrahmen verschiebst. Sie liegt nie dazwischen.
In der 1.5.3‑Version von Scribus gibt es ein neues Fenster “Texteigenschaften”. Alles, was sich zum Text vorher in der Eigenschaftenpalette fand, findet sich nun in diesem Fenster. Wenn du es nicht sehen kannst, aktiviere es, indem du im Menü unter “Fenster“auf “Eigenschaften” klickst, oder “F3” drückst. Innerhalb des Fenster Texteigenschaften findest du die einzelnen Einstellungen unter denselben Überschriften wie bisher.
Falls du das Fenster “Texteigenschaften” nach der Aktivierung nicht siehst, versteckt es sich vielleicht unter dem Button, der im Screenshot mit dem Pfeil gekennzeichnet ist.
Wenn das Fenster “Texteigenschaften” wie im nächsten Screenshot mitten im Programm zu sehen ist, kannst du es auch rechts in den Bereich ziehen, wo du die “Übersicht” und “Eigenschaften” findest. Dann kannst du es wie im vorherigen Screenshot zu sehen, über den Button aufrufen und siehst mehr von deinem aktuellen Dokument.
Abstand zwischen Bild und Text einstellen
In deinem Layout soll ein Bild in mitten eines Textes in mehreren Spalten sein, wie im Screenshot zu sehen.
Du hast dafür zwei Textrahmen erstellt und dein Bild eingefügt.
Nun soll der Text das Bild umfließen, also über dem Bild beginnen und unter dem Bild weiter laufen. Dafür klicke auf den Bildrahmen und gehe in der Eigenschaftenpalette auf „Form“. Dort hast du verschiedene Einstellmöglichkeiten für den Textumfluss.
Stellst du hier „Rahmenumriss“ oder „Bounding Box“ ein, umfließt der Text den Bildrahmen. Wenn du zusätzlich einen bestimmten Abstand zwischen Text und Bild einstellen möchtest, wähle „Konturlinie benutzen“. Wir stellen nun den gewünschten Abstand ein, also klicke auf “Konturlinie benutzen”.
Klicke oben rechts auf „Bearbeiten“. Es öffnet sich ein kleines Fenster.
Dann setzt du einen Haken bei „Konturlinie bearbeiten“. Die Konturlinie ist in diesem Fall eine Art Rahmen um dein Bild herum, in dem kein Text fließt. Wenn du sie vergrößerst, vergrößert sich dementsprechend der Bereich um das Bild, in dem kein Text fließt.
Im Bild siehst du einen Pfeil, der auf einen Button zeigt.
Klickst du auf diesen Button, so vergrößert sich der Rahmen, also die Konturlinie, um den angezeigten Wert. Der Button daneben verkleinert die Konturlinie. Das funktioniert nur, wenn du bei „Konturlinie bearbeiten“ einen Haken gesetzt hast! Du vergrößert also die Konturlinie so weit wie du möchtest, je nachdem, wie groß der Abstand zwischen Text und Bild sein soll. Wenn du mit deinen Änderungen nicht zufrieden bist, kannst du unten auf „Konturlinie zurücksetzen“ klicken. Bist du fertig, musst du noch mit einem Klick auf „Bearbeitung beenden“ bestätigen.
Du siehst keine Veränderung deines Textes? Er fließt nach dem Einstellen von „Konturlinie benutzen“ unter „Form“ in der Eigenschaftenpalette nicht um das Bild herum?
Eins ist noch wichtig, damit das Ganze funktioniert: Das Objekt, bei dem du „Konturlinie benutzen“, also den Textumfluss einstellst, muss über den anderen Elementen liegen. Die Elemente liegen in deinem Dokument übereinander. Das Objekt, bei dem du die Einstellungen vornimmst, bei uns also das Bild, muss über den Objekten liegen, die es umfließen sollen, also über den Textrahmen. Nur dann wirkt sich die Einstellung auf den Text aus!
Die Anordnung kannst du ändern, indem du auf das Bild rechtsklickst und unter „Anordnung“ „Weiter nach vorn“ so oft auswählst, bis die Textrahmen hinter dem Bild liegen, also nicht mehr bzw. zum Teil nicht mehr sichtbar sind. Oder, wenn du schon den Textumfluss für das Bild eingestellt hast, bis die Texte das Bild umfließen.
Zugegeben, dieses Verfahren ist ganz schön umständlich. Es sind zwar ein paar Klicks mehr als in anderen Programmen, aber dafür ist Scribus eben auch kostenlos.
Version 1.5.3:
Die Anordnung der Elemente auf dem Dokument kannst du auch im Fenster “Übersicht” ändern. Dort siehst du die Seiten aufgelistet, und unter dem jeweiligen Seitennamen die Elemente, die sich auf der Seite befinden. Diese kannst du durch Ziehen verschieben.
Text in mehreren Spalten fließen lassen
Um Text in einem Textrahmen mehrspaltig fließen zu lassen, gehe in der Eigenschaftenpalette auf „Text“ (nachdem du den Textrahmen markiert hast). Unter „Spalten & Textabstände“ kannst du die Anzahl der Spalten und Abstände zwischen den Spalten einstellen.
Alternativ nutzt du verkettete Textrahmen. InDesign-Erfahrene kennen diese Funktion. Mehrere Textrahmen werden miteinander verkettet, dann fließt der Text von einem Rahmen in dem anderen weiter.
Markiere die Textrahmen, die du miteinander verketten möchtest. Halte dafür Shift gedrückt und klicke die Rahmen an. Jetzt kannst du entweder „N“ drücken oder das Symbol für Textrahmen verketten in der Symbolleiste. Um die Verkettung von Textrahmen aufzulösen, markiere einen Textrahmen und klicke auf das Symbol rechts von dem Symbol „Textrahmen verketten“.
Der Vorteil gegenüber der Spalten ist, dass du die einzelnen Textrahmen unterschiedlich groß machen kannst, oder sie an verschiedenen Stellen anordnen kannst.
Wenn dein Text länger ist, als in den Textrahmen hineinpasst, zeigt dir Scribus das mit einem kleinen Rechteck mit einem Kreuz darin, welches am Textrahmen unten liegt. Dieser Text nennt sich dann Übersatztext.
Formen
Zu guter Letzt zeige ich dir in diesem Artikel, wie du Formen erstellst. Das ist im Grunde sehr einfach. Oben in der Symbolleiste siehst du ein Rechteck. Das klickst du an und ziehst ein Rechteck auf. Mit einem Klick auf den Pfeil kannst du dann zwischen verschiedenen Formen wählen.
Die Farbe der Kontur und der Fläche, Größe, Position und einige andere Eigenschaften lassen sich wieder in der Eigenschaftenpalette ändern. Das Symbol in der Symbolleiste zeigt immer die Form, die du zuletzt erstellt hast. Diese kannst du durch einen Klick auf das Symbol erstellen oder eben eine andere aussuchen. Rechts neben dem Rechteck siehst du ein Polygon-Werkzeug. Klickst du es an, kannst du ein Polygon aufziehen. Klickst du auf das Symbol in der Symbolleiste, dann auf den Pfeil daneben und auf „Eigenschaften“, kannst du einiges einstellen. Zum Beispiel, wie viele Ecken das Polygon besitzt.
Ich denke, für heute war das genug. Ich hoffe, dir macht Scribus ein wenig Spaß, auch wenn du vielleicht ein InDesign-Fan bist und dir manches umständlich vorkommt. Du kannst dich nun ein wenig im Design ausprobieren.